Tesla Model 3: Stoppschild-Assistenz (1)

Autor: Prof. Dr. rer. nat. Toralf Trautmann // Datum: 17.12.2023

Versuchsdurchführung:

Die automatisierten Fahrfunktionen von Tesla sind seit ihrer Einführung stark in der Diskussion. Einerseits bieten sie zahlreiche Funktionalitäten an, die wirklich beeindruckend sind. Andererseits häufen sich Berichte über Fehlfunktionen und Unfälle. Das war Anlass für mich, eine besonders spannende Funktion, die Ampel- und Stoppschildassistenz genauer zu prüfen. Die Beschreibung der Funktion findet sich im Tesla-Handbuch:

Funktionsbeschreibung Ampel- und Stoppschildassistent

Für die Versuche stand ein Tesla Model 3 der FSD Fahrzeugsystemdaten GmbH zur Verfügung. Die erste ausführliche Messung erfolgte im Sommer 2022 in Coswig bei Dresden. Im nachfolgenden Video sind zunächst sehr gute Erkennungen, auch bei T-Kreuzungen, zu erkennen. Gegen Ende des Videos zeigen sich aber zwei eklatante Fehler.

Test der Stoppschild-Erkennung in Coswig (bei Dresden)

Zunächst wird die abbiegende Hauptstraße fälschlicherweise als T-Kreuzung ausgegeben. Das führt zu einem Stillstand des Fahrzeugs. Zusätzlich wurde die nicht eingeschaltete Baustellenampel erkannt und auch aus diesem Grund angehalten. Danach kam es zur kompletten Fehlinterpretation eines vermeintlichen Stoppschilds. Die Reaktion war reproduzierbar.

Im April 2023 erfolgte ein erneuter Test. Auch hier trat die erwartete Reaktion auf. Zusätzlich wurde das vermeintliche Stoppschild auch aus der Gegenrichtung kurzzeitig erkannt. In diesem Fall wurde aber nicht angehalten.

Fehldetektionen bei der Stoppschild-Erkennung und bei einer abbiegenden Hauptstraße.

Fazit:

Die Funktion ist für einen Testfahrer sehr interessant. Es hat mich sehr stark an meine Zeit in der Vorentwicklung bei der Robert-Bosch-GmbH (damals noch in Schwieberdingen) erinnert. Auch dort haben wir unsere Prototypen in solchen Fahrversuchen getestet. Für den Einsatz als Unterstützung es jedoch auf Grund der zahlreichen Fehldetektionen und Fehlreaktionen auf keinen Fall geeignet. Zudem sind die baulichen Bedingungen in Deutschland hierfür ungeeignet. Auch bei korrekter Funktion hat man an der ermittelten Haltelinie nicht immer Einsicht in den Kreuzungsbereich. Es muss selbst beschleunigt und dann abgebremst werden. Das führt dann aber zur Deaktivierung der Assistenz und ist nicht hilfreich.

Weiterarbeit:

Wenn das Fahrzeug wieder zur Verfügung steht, wird im Stadtgebiet Dresden ein umfangreicherer Test stattfinden. Es gibt hier einige Bereiche, bei denen reguläre Stoppschilder auf der Nachbarspur möglicherweise ebenfalls zu kritischen Fehleingriffen führen können.

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