Funktionen und Grenzen aktueller Fahrerassistenzsysteme (1)

Die Physik lässt sich nicht überlisten. Diese relativ einfache Weisheit (Herkunft leider nicht gefunden) trifft auch auf die Sensorik automatisierter Fahrfunktionen zu. Es gibt physikalische Grundprinzipien dieser Sensoren, durch die auch die Grenzen der Erkennung festgelegt sind. Eine nachfolgende Signalverarbeitung und Datenfusion kann zwar die Ergebnisse verbessern, eine Garantie für die sichere Erkennung der relevanten Objekte wird es aber bei den derzeitigen Ausprägungen nicht geben.

Anlass für die eigenen Untersuchungen waren neue Meldungen über tödliche Unfälle mit einem Tesla-Model.

https://www.spiegel.de/auto/aktuell/tesla-us-sicherheitsbehoerde-prueft-toedlichen-unfall-a-1303299.html

Es fanden hierfür verschiedene Messfahrten mit einem Model S der 1. Generation (Vielen Dank an die FSD Fahrzeugsystemdaten GmbH für die Überlassung) statt, ebenso Messungen mit einem Passat GTE des ZAFT e.V.. In den nachfolgenden Videos sind Situationen zu sehen, in denen die Umfeldsensorik keine oder falsche Objekt- und Fahrspurinformationen liefert. Die Ursache liegt vermutlich in unklaren Signalen der Radar- oder Videosensorik, im Zweifel schaltet das System ab oder gibt eine Fehlinterpretation aus.


Beispiel 1: Tesla Model S

  • stehende Objekte werden nur manchmal erkannt
  • Anhänger wird als relevantes Kollisionsobjekt angegeben
  • querendes Kranfahrzeug wird nur als PKW klassifiziert

Beispiel 2: Passat GTE

  • Spurverlust durch seitliche Sonneneinstrahlung
  • nicht plausibler Verlust des Zielobjektes (bei 44s)

Beispiel 3: Passat GTE

  • Geschwindigkeitsbeschränkungen (Leuchttafel über Spur) werden teilweise nicht erkannt 

Weitere Sensoren und Datenverarbeitungsschritte führen zwar zu immer besseren Ergebnissen, die grundlegenden Probleme (z.B. geringer Kontrast bei Blendung, unsicher Radarsignale bei Querbewegung) bleiben jedoch bestehen. Das führte letztlich auch zur Aufgabe der Einführung der Stufe 3 (hochautomatisiertes Fahren) für Audi-Modelle (A6, A8). Der hier zusätzlich verbaute Laserscanner sollte die Lösung sein, war es aber dann doch (noch) nicht.

Für alle aktuellen Serien-Systeme gilt daher immer noch:

Keine Abwendung vom Verkehrsgeschehen!

Wer sich für die Objekterkennung mit Radar-Sensorik interessiert, wird hier fündig:

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